Hamburg, aber nur kurz

Veröffentlicht am 3. Juni 2022 um 21:51

Ich bin verliebt! Total verliebt. Sie heißt Elise, ist blau und schnurrt wie ein Kätzchen. Kennengelernt haben wir uns schon vor einem halben Jahr im Internet, aber heute sehen wir uns zum ersten Mal und es hat sofort gefunkt. Liebe auf den ersten Blick. Damit habe ich nicht gerechnet. Schließlich ist Elise nur ein seelenloser Gegenstand. Dachte ich! Mitnichten!

Sie ist in meinen Augen eine Schönheit, eher üppig, sanft und geduldig, und wenn es darauf ankommt, kann sie sogar ein wenig bissig werden. Und sie ist mein.
 
"Keine Leiche!" kommentiere ich lakonisch, als der Pförtner beim Abholen Elises Kofferraum fotografiert. Meine Scherze waren auch schon besser. "Schade!", nuschelt er verlegen schmunzelnd. "Wäre mal eine Abwechslung." Jetzt lacht er. Denke kurz über die Eintönigkeit seines Jobs nach, aber nur kurz, muss schließlich meine Aufmerksamkeit meinem neuen Schatz widmen.
 
Dann wird Elise schweren Herzens auf dem Besucherparkplatz abgestellt, wärend wir mit Wally in Richtung Speicherstadt fahren. Parken, Frühstücken, Foto mit Elphi machen und wieder zurück zur blauen Schönheit. Kann es kaum erwarten, mit ihr zu verreisen.
Die versehentliche Druckbetankung vor Antritt der Rückfahrt findet weder Elise noch ich lustig. Aber auch die nach der Dieseldusche stinkenden Klamotten, tun meiner Euphorie keinen Abbruch. Auch nicht die Erkenntnis, dass die Klimaanlage entweder nichts für die Wechseljahre oder erst gar nicht vorhanden ist.
 
Dank diverser Staus (wer konnte auch ahnen, dass Pfingsten auf den Straßen so viel los ist), verbringen wir sechs intime Stunden miteinander und ich habe das Gefühl, wir kennen uns schon ewig. Möglicherweise rührt diese Vertrautheit durch die elfjährige Beziehung mit ihrer Großmutter Olivia vor sieben Jahren. Sie war etwas derber und noch üppiger, aber ich habe sie ebenfalls geliebt und es tat weh, als ich sie gehen lassen musste.
 
Dann kam Wally. Sie hat nie mein Herz berührt. Ich habe sie benutzt. Sie war und ist zuverlässig und vor allem willig, aber es war keine Liebe. Jetzt kümmert sich vorerst Sohnemann um sie, bis sie jemanden findet, der sie aufrichtig liebt.
 
Wieder Zuhause hagelt es gleich Vorwürfe, dass wir Sheldon vergessen haben. Zurecht! Aber in der Aufregung......
 

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