Schuhtick

Veröffentlicht am 28. September 2021 um 23:31

Eine Umfrage ergab, dass Frauen in Deutschland im Schnitt 20,4 Schuhpaare besitzen. Ernsthaft? Nur zwanzig komma vier? Welche Frau hat denn so wenig Schuhe, um statistisch die Anzahl meiner auszugleichen?

Dabei habe ich eigentlich gar keinen Schuhtick. Im Gegenteil. Ich dachte immer, dass ich eher zu den bescheideneren Damen gehöre, die weniger Schuhe haben als der Durchschnitt aller Frauen; und dass diejenigen, die richtig viele besitzen, ausschließlich Pumps, Sandalen und Stiefel in allen glitzernden Regenbogenfarben mit einer Mindest-Absatzhöhe im zweistelligen Bereich ihr Eigen nennen. Dazu passend natürlich der begehbare Kleiderschrank im Carry Bradshaw-Style (das ist die kleine Blonde aus Sex and the City).

Nein, nein! Ich habe keinen Schuhtick! Never!

Schließlich besitze ich weder ausschließlich glitzernde High Heels, noch einen begehbaren Kleiderschrank, sondern nur ein Ikea-Regal im Flur vis-à-vis des gemeinen Spiegels, der immer noch nicht auf dem Sperrmüll gelandet ist und mich fast täglich mit garstigen Bemerkungen piesackt. Auch über meine Schuhe. Aber das ist eine andere Geschichte.

Zurück zum nicht existenten begehbaren Kleiderschrank, der auch eher unpraktisch ist, wenn man überwiegend Sneaker trägt. Denn in diesem Fall sollte für eine ausreichende Belüftung gesorgt sein. Da ist ein Regal im Flur doch zielführender.

Soweit also alles völlig unspektakulär. Allerdings sollte ich besser nicht das mannshohe Regal vor meiner Schlafzimmertür verschweigen, das, genau wie das Regal gegenüber des gemeinen Spiegels, fast komplett mit Schuhen bestückt ist. Neben den heißgeliebten grauen Chucks gehören mir etliche Sneaker in rosa, lila, rot, weiß und schwarz sowie Ankle Boots aus Leder, mit und ohne Schnürsenkel, mit und ohne Absätze, Doc Martin's, kniehohe Stiefel, zierliche Pumps und klobige Biker Boots und sogar Springerstiefel. Darüber hinaus besitze ich jede Menge Flip-Flops und, ich wage es kaum zu schreiben, ein Paar ausgelatschte Filzpantoffeln mit Birkenstock-Charme, die noch aus der Zeit ohne Fußbodenheizung stammen und jetzt nur noch selten zum Einsatz kommen.

Erschreckend, was sich da im Laufe der Zeit so ansammelt. 20,4 Paare! Ha! Das kann ich ganz locker toppen! Diese Anzahl straft allerdings meine "Klamotten-sind-mir-nicht-wichtig-Aussage" Lügen.

Wie haben es die Dinger überhaupt in meinen Haushalt geschafft??? Die Antwort ist eigentlich sehr naheliegend. Schuhe können schließlich nicht viel. Warmhalten und ... na? Laufen! Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie mir hoffnungsvoll gefolgt sind, um bei uns ein besseres Zuhause zu finden als im Schuhladen. Oder um mit dem Drucker die Weltherrschaft zu planen. Bin ich froh, dass Spiegel sich nicht selbstständig fortbewegen können. Nicht auszudenken, wenn der gemeine Flurspiegel plötzlich pöbelnd neben meinem Bett stünde.

Unglaublich, was einem so im Kopf herumspukt, wenn man nachts nicht schlafen kann. Und das, ohne die Einnahme von bewusstseinerweiternden Substanzen.

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